Persönliches

Warum der Ruhestand ein überholtes Konzept ist - Neue Wege mit Ute Hänsler

Ich habe den Ruhestand gestrichen. Nicht meinen eigenen. Der darf in 20 bis 30 Jahren ruhig kommen. Dann bin ich rund 80 oder 90.


Nein, ich habe die URL "ruhestands-coachin.de" nach kurzer Zeit wieder aufgegeben. Mein Angebot ist jetzt auf "utehaensler.de" zu finden. Der Grund: Zu viele Menschen haben auf das Wort “Ruhestand” mit leisem bis lautem Aufschrei reagiert.

Ich muss gestehen, für mich hatte der Begriff Ruhestand ähnliche Qualitäten wie “Tempo-Taschentuch”. Genau wie ich bei letzterem niemals denke: “Jetzt aber schnell schnäuzen!” habe ich den Ruhestand lange nicht - zumindest nicht bewusst - mit Ruhe und stehenbleiben verbunden. Es war für mich eine Zeitangabe: Ruhestand = nach dem Arbeitsleben.

Als ehemalige Journalistin, die gerne mit Sprache arbeitet, könnte mir das jetzt peinlich sein. Aber ich fange lieber an zu untersuchen, warum ein beträchtlicher Teil meiner Umwelt aufschreit bei dem Wort Ruhestand. Übrigens: Erfahrungsgemäß vor allem bei denjenigen, die noch 10 bis 5 Jahre Arbeit vor sich haben.

Mein Forschungsprojekt beginnt gerade erst, aber drei Auslöser habe ich schon ausgemacht.

1. Wir werden ein Leben lang darauf getrimmt, nach (beruflicher) Leistung zu beurteilen. Der Umstand, dass ich mit Eintritt in den Ruhestand - ich bleibe mal absichtlich bei dieser Bezeichnung - meine Daseinsberechtigung aufgeben soll, erzeugt Unbehagen bis Panik.

2. Gerade bei Menschen, die ihrem Berufsleben viel Zeit und Energie widmen, ahnen ganz zu Recht ein Problem: Womit verbringe ich meine Zeit, wenn ich nicht mehr täglich zur Arbeit gehe?

3. Ruhestand klingt extrem altmodisch. Und in Zeiten, in denen sich in der Arbeitswelt alles um New Work und Co. dreht, ist Ruhestand so etwas wie die Antithese des modernen Menschen.

Alle drei Punkte kann ich persönlich nachvollziehen. Deshalb danke an Alle, die mir klar gemacht haben, dass es zum Wort Ruhestand dringend Gesprächsbedarf gibt.

Dass wir dringend inhaltlich diskutieren müssen, was Ruhestand ist, bzw. wie wir im Ruhestand leben wollen, ist mir natürlich schon lange klar. Die gängigen Rollenbilder von Renter:innen, die wahlweise Enkel hüten, Schrebergärten pflegen oder sich regelmäßig zum Frühschoppen treffen, müssen dringend differenzier betrachtet werden. Gesellschaftlich, aber auch individuell. Für ersteres möchte ich mich engagieren, letzteres begegnet mir in meiner täglichen Arbeit.

Und so freue ich mich über Jede, die mutig ihren eigenen Weg geht und sich dabei nicht allzu stark davon beeinflussen lässt, was ihr Umfeld von ihr erwartet. Ich erinnere mich an ein Gespräch mit einer Kundin, die ihre Enkel zwar gerne temporär betreut. Aber ihr war klar, dass auch dieser "Job" nicht ewig währen wird. Deshalb hat sie sich auf die Suche nach einer neuen Aufgabe gemacht, die ihren ureigenen Bedürfnissen und Zielen entspricht.

Oder eine Bekannte, die nach 3 Jahren Un-Ruhestand wieder eine Teilzeit-Beschäftigung angenommen hat, weil ihr die Decke auf den Kopf gefallen ist. Ja, Arbeitgeber fangen an, Ruheständler:innen einzustellen. Rechtliche Rahmenbedingungen dafür gibt es schon seit einer Weile. Im Zeichen des Fachkräftemangels nimmt die Bereitschaft wohl zu, die bürokratischen Hürden zu nehmen.

Was hältst du vom "Ruhestand"? Schreibe mir an: info@utehaensler.de

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